Damit die Digitalisierung nicht zum Klimakiller wird, braucht sie dringend einen ökologischen Ordnungsrahmen. Die ökologischen Potenziale digitaler Anwendungen sind enorm: Mehr Ressourcenschonung in der industriellen Produktion, smarte Energienetze, autonom fahrende Kleinbusse, intelligente Haustechnik. Diese positiven Effekte werden wir aber nur realisieren, wenn wir die Digitalisierung konsequent an Nachhaltigkeit Gemeinwohl ausrichten. Wie das gehen könnte, dazu hat die grüne Bundestagsfraktion nun einen Antrag (Bundestags-Drucksache 19/15804) vorgelegt.
Der Stromverbrauch des Internets ist gewaltig
Denn aktuell ist die Digitalisierung alles andere als ökologisch. Insbesondere Streaming- und Video-Angebote wie Netflix, YouTube & Co. benötigen enorme Strommengen. Auch Zukunftstechnologien wie Künstliche Intelligenz und Blockchain könnten sich zu Wachstumstreibern entwickeln. Dadurch könnte bis zum Jahr 2030 der Anteil der Digitalisierung zwischen 20 und 50 Prozent des weltweiten Stromverbrauchs ausmachen. Digitalisierung könnte so zum Brandbeschleuniger für den Klimawandel werden. Davon geht zumindest die französische KI-Strategie aus. Gleichzeitig brauchen IT-Infrastruktur und Endgeräten große Mengen wertvoller und endlicher Rohstoffe zum Einsatz, die teilweise unter unhaltbaren ökologischen und sozialen Bedingungen gefördert werden.
Wo bleibt die GreenIT-Strategie der Bundesregierung?
Mit unserem Antrag werben wir für eine umfassende Green-IT-Strategie mit dem Ziel der Technologieführerschaft bei nachhaltigen digitalen Geschäftsmodellen, Hard- und Software. Die Bundesregierung sollte Digitalisierung für Nachhaltigkeit zu einem Schwerpunkt der deutschen EU-Ratspräsidentschaft nächstes Jahr machen und sich für einen UN-Gipfel zu Nachhaltigkeit im digitalen Zeitalter einzusetzen.
Um die Digitalisierung ökologisch zu gestalten, brauchen wir eine verbindliche IT-Ökodesign-Richtlinie, die z.B. Autoplay als Standardeinstellung bei YouTube unterbindet und ein Recht auf Reparatur für digitale Endgeräte schafft. Effizientere Kühlsysteme für Rechenzentren, 100% Erneuerbare Energien und eine konsequente Abwärmenutzung als Vorgabe sind weitere Bausteine. Gerade der Bund muss gutem Beispiel voran gehen, und möglichst viele Dienstreisen zwischen Bonn und Berlin durch Videokonferenzen ersetzen.
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN
- Antrag “Digitalisierung ökologisch gestalten” (Drucksache 19/15804)
- Klimaschutz: Chancen und Risiken der Digitalisierung
- Ausführliche Hintergrundinformationen bietet der Think Tank Shift Project sowie das Hauptgutachten “Unsere gemeinsame digitale Zukunft” des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung zu Globalen Umweltfragen (WGBU)
- The digital revolution could unlock a green transformation of the global economy
- Green Digital Deal – Wohlstand durch Innovation und ökologische Modernisierung