Endlich wieder Internationale Tourismus-Börse Berlin! Mein Antrittsbesuch als Tourismuskoordinator

Veröffentlicht am 10. März 2023

Nach der Absage im Jahr 2020 und zwei digitalen Messen ist die weltgrößte Tourismus-Fachmesse ITB Berlin als Live-Event zurück. Die ITB Berlin ist seit 1966 Innovationstreiber und Leitplattform der globalen Tourismusbranche. Auf der Messe werden Produkte und Dienstleistungen aus über 180 Ländern vorgestellt.

Als Koordinator der Bundesregierung für Tourismus war ich natürlich die ganze Woche rund um die Uhr auf dem Messegelände und führe viele spannende Gespräche. Mein besonderer Fokus lag dabei auf der Weiterentwicklung des internationalen Tourismus hin zu mehr Klimaschutz und sozialer Verantwortung.

Die Transformation des Tourismus und des Reisens hin zur Nachhaltigkeit ist zwingend notwendig, damit wir als Gesellschaft das 1,5-Grad-Ziel erreichen können. Aber auch für den Tourismus selbst ist dies überlebensnotwendig. Gerade meine Amtskolleginnen und -kollegen aus den bereits heute stark vom Klimawandel betroffenen Regionen wissen, dass der Tourismus wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig auf den Erhalt einer intakten Umwelt angewiesen ist. Überall dort, wo diese fehlt, zählt die Tourismusbranche zu den Branchen, die die Auswirkungen zuerst spüren. Schneelose Winter, Hitzewellen, Dürreperioden, Waldbrände, Stürme und Starkniederschläge bei gleichzeitig sinkenden Grundwasserständen werden der Tourismusbranche weltweit immer stärker zusetzen. Klimaschutz muss daher eines der Schwerpunktthemen in unseren nationalen Tourismusstrategien wie auch unserer internationalen Zusammenarbeit und unseren multilateralen Vereinbarungen sein.

Tag 1: Grußwort von Robert und Diskussion mit der Welttourismusorganisation

Am Abend des ersten Tages der ITB fand die feierliche Eröffnung mit einem Grußwort von Robert Habeck statt. Robert Habeck hat die Bedeutung des Tourismus für die deutsche Wirtschaft betont. Er hat dabei festgehalten, dass Klima- und Umweltschutz entscheidende Voraussetzungen sind, um Attraktivität touristischer Destinationen im In- und Ausland für die Zukunft zu erhalten. Deutschland genießt im Ausland bereits einen sehr guten Ruf als nachhaltiges Reiseland und Nachhaltigkeit ist Teil des Markenkerns der Destination Deutschland.

Ich hatte mich zu diesem Zeitpunkt bereits mit der italienischen Tourismusministerin Daniela Santanché ausgetauscht. Italien ist eines der beliebtesten Urlaubsländer der Deutschen und investiert mehrere Milliarden Euro aus dem EU-Wiederaufbauplan NextGenerationEU in die Förderung von nachhaltigem Tourismus (u.a. „slow tourism“) und Kultur. Außerdem hatte ich ein Gespräch mit Zurab Pololikashvili , dem Generalsekretär der Welttourismusorganisation (UNWTO). Die UNWTO leistet einen wichtigen Beitrag bei der Förderung einer nachhaltigen Entwicklung im Tourismus.

Tag 2: Unterstützung der Ukraine und bilaterale Gespräche

Der zweite Tag begann für mich mit einem ausführlichen Rundgang über das ITB-Messegelände zusammen mit der Regierende Bürgermeisterin von Berlin Franziska Giffey. Ich konnte mir an verschiedenen Ständen einen guten Eindruck von spannenden touristischen Innovationen weltweit machen. Besonders wichtig war mir der Besuch des ukrainischen Stands. Auch wenn dieses wunderschöne Land mit vielen kulturellen und landschaftlichen Highlights aufgrund des furchtbaren russischen Angriffskriegs leider aktuell für Touristinnen und Touristen nicht geeignet ist, so ist es doch ein wichtiges Ziel der Bundesregierung, den baldigen Wiederaufbau des Landes und die Wiederbelebung des Tourismus tatkräftig zu unterstützen.

Im weiteren Verlauf des Tages konnte ich die Bewältigung der Klimakrise, den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen und die leider notwendige Anpassung des Tourismus an die nicht mehr zu verhindernden Klimaveränderungen mit verschiedenen Tourismusminister*innen besprechen.

Tag 3: Weitere bilaterale Gespräche über nachhaltigen Tourismus

Den dritten Tag auf der ITB habe ich fast durchgehend mit Gesprächen mit meinen Amtskolleg*innen verbracht. Gleich ob Badestrand, Inselkette, Seenplatte oder Skigebiete – langfristig können wir unsere liebsten Urlaubsorte nur bewahren, wenn wir unsere Anstrengungen zur Dekarbonisierung des Tourismuswirtschaft zügig beschleunigen und mehr nachhaltige Angebote schaffen.

Dabei bilden Ökonomie und Ökologie zwei Seiten einer Medaille auch mit Blick auf die globale Tourismuswirtschaft. Im Jahr 2019 betrug der Anteil der touristischen Wertschöpfung am BIP in Deutschland 4%. Insbesondere unter den sogenannten Schwellen- und Entwicklungsländern aber auch unter den EU-Mitgliedsstaaten, gibt es viele Volkswirtschaften, die noch viel enger mit dem Tourismus verbunden sind. In Länder wie Kroatien (25%), Thailand (12,1%), Griechenland (20,8%), Marokko (8,4%) Georgien (20%) oder im Libanon (16,3%) zum Beispiel. In Indonesien sind die Einnahmen im Tourismussektor zwischen 2010 und 2019 um 10% gewachsen, in Kuba um 3% und in Mexiko um 8% – und zwar jährlich.

Diese Länder und ihr gesamtwirtschaftliche Entwicklung sind ebenso wie die deutsche Tourismuswirtschaft darauf angewiesen, dass Tourismus auch in Zeiten der Klimakrise und knapper werdender Ressourcen weiterhin in der Breite möglich ist und das klappt nur, wenn wir ihn schnellstmöglich nachhaltig organisieren! Das ist auch im Interesse aller Urlauber*innen, denn gerade die schönsten Reisedestinationen und Naturlandschaften sind leider oft diejenigen, die am stärksten von den Auswirkungen der Klimakrise bedroht werden.

Ich bin sehr froh darüber, dass ich auf meinem dritten Tag auf der ITB in Berlin in Folge sehr viel Expertise und Problembewusstsein für diese Themen und auch Bereitschaft zu echtem Wandel erleben durfte!

Tag 4: Menschenrechte im Tourismus und Auslandswerbung

Der vierte und leider letzte Tag auf der ITB-Berlin begann für mich mit einem parlamentarischen Frühstück bei der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT). Die DZT ein Verein, der im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) die Reisedestination Deutschland im Ausland vermarktet. Die DZT hat sich schon früh dem Thema Nachhaltigkeit zugewandt und bereits viele Auszeichnungen für Nachhaltigkeit und für Innovationskraft erhalten. Ich danke der DZT herzlich für ihre wertvolle Arbeit, der wir es zu verdanken haben, dass das Reiseland Deutschland in der weltweiten Wahrnehmung gut durch die Krise gekommen ist.

Am Nachmittag konnte ich den Stand des Roundtable Human Rights in Tourism besuchen. Der Roundtable ist eine Multistakeholder-Initiative zur Förderung der Menschenrechte im Tourismus. Der Austausch unter anderem mit Tourism Watch, Brot für die Welt und ECPAT Deutschland e.V. hat noch einmal die zentrale Bedeutung unseres Einsatzes für mehr Nachhaltigkeit im internationalen Tourismus bestätigt. Wir verstehen unter nachhaltigem Tourismus eben nicht nur konsequenten Klima- und Umweltschutz sondern auch eine stärkere soziale Verantwortung. Dazu gehört etwa entschiedener Schutz von Kindern vor Ausbeutung, klare Lieferkettenverantwortung und eine Förderung der Gleichberechtigung.

Fazit

Nun, da die ITB-Berlin 2023 erfolgreich abgeschlossen ist, möchte ich den Veranstalter*innen für den reibungslosen Ablauf der weltgrößten Tourismus-Fachmesse gratulieren. Außerdem möchte ich mich sehr bei allen Gesprächspartner*innen für die spannenden Einblicke in die Situation in ihren Ländern bedanken! Insgesamt habe ich knapp zwanzig bilaterale Gespräche mit Tourismusminister*innen aus allen Regionen der Welt geführt. Darunter waren die Minister*innen aus Italien, Marokko, Luxemburg, Mauritius, Island, Bulgarien, Griechenland, Argentinien, Indonesien, Georgen, Österreich, Mexiko, Kuba, Malta, Sri Lanka, den Philippinen und der Ukraine.

Die diesjährige ITB hat gezeigt, wie vielfältig der internationale Tourismus ist und wie umfangreich der durch die Klimakrise hervorgerufene Umbruch sein wird. Als Koordinator der Bundesregierung für Tourismus setze ich mich dafür ein, dass Deutschland Weltmarktführer im nachhaltigen Tourismus wird und unsere internationalen Partner*innen auf dem Weg zur Nachhaltigkeit unterstützt. Wir müssen die wirtschaftlichen Chancen ergreifen, die eine klimaneutrale Welt uns bietet.

Und hier noch ein kurzes Interview zum Thema Nachhaltiger Tourismus im Bayerischen Rundfunk (BR):