Bundesregierung fehlt der Wasserstoff Plan

Veröffentlicht am 23. März 2021

Die Antwort auf die Kleine Anfrage “Wege in die Versorgung mit grünem Wasserstoff” offenbart, dass die Bundesregierung viel ankündigt – aber eine Strategie fehlt. Zu viele Fragen bleiben ungeklärt, zu viele drängende Aspekte sind offen. Dazu erklären Dr. Ingrid Nestle und Dieter Janecek:

DIETER JANECEK, SPRECHER FÜR INDUSTRIEPOLITIK UND DIGITALE WIRTSCHAFT:

“Die Antwort auf die Kleine Anfrage zeigt, dass die Bundesregierung immer noch nicht auf dem Schirm zu haben scheint, dass unser Bedarf an Erneuerbaren Energien bis 2030 und 2040 erheblich steigen wird. Die Industrie braucht Grünen Strom für die Dekarbonisierung ihrer Prozesse, gleichzeitig werden wir mehr Elektroautos sehen, der Anteil an elektrischer Wärmeversorgung wird steigen und auch Erzeugung von grünem Wasserstoff spielt eine enorme Rolle. Weder weiß die Bundesregierung, wie sie den Bedarf an grünem Wasserstoff generell decken soll – da müssen wir viel ambitionierter werden und das Ziel der Elektrolyseleistung bis 2030 von 5 auf 10 GW anheben. Noch ist der Bundesregierung klar, dass damit auch eine massive Anpassung der Ausbauziele im EEG einher gehen muss. Bis Ende März sollte ein Vorschlag liegen – es ist absolut fahrlässig, auch gegenüber der Industrie, dass die Bundesregierung hier nicht vorwärts kommt!”

DR. INGRID NESTLE, SPRECHERIN FÜR ENERGIEWIRTSCHAFT:

“Die Antworten aus der Kleinen Anfrage vermitteln die Planlosigkeit der Bundesregierung. So gibt sie unumwunden zu, dass blauer und türkiser Wasserstoff eine Rolle bei der inländischen Bedarfsdeckung spielen werden – sprich: Wasserstoff, der entweder mit erheblichen Klimaemissionen nicht nur in der Lieferkette belastet ist oder bis 2030 schlicht nicht zur Verfügung steht. Hinzu kommt, dass auch die wichtige Frage nach der Zusätzlichkeit vollkommen unbeantwortet ist. Denn grüner Wasserstoff hilft dem Klima nur dann, wenn er nicht den Kohleausstieg verlangsamt, also aus zusätzlichen Erneuerbaren kommt. Wie also kann vermieden werden, dass der für Wasserstroff-Elektrolyse verwendete Grünstrom am Ende nicht im Stromsektor fehlt? Darauf bleibt uns die Bundesregierung eine Antwort schuldig und verweist lediglich auf eine geplante Ausarbeitung der EU-Kommission bis Ende des Jahres. Die Bundesregierung muss sich dafür einsetzen, dass eine sinnvolle Regelung kommt!”