Unsere Wälder akut vom Klimawandel bedroht – dringendes Handel notwendig

Veröffentlicht am 10. Juli 2020

Eine Hitzewelle rollt in diesem Sommer durch Sibirien. In der Kleinstadt Werchojansk in der russischen Republik Sacha, gut 100 km nördlich des Polarkreises, wurden im Juni Temperaturen von 38 Grad Celsius gemessen. Bekannt ist Werchojansk eigentlich als Kältepol der bewohnten Erde, mit Tiefsttemperaturen von unter minus 60 Grad im Winter. Nur in der Antarktis wird es noch kälter. Im kurzen sibirischen Hochsommer steigen die Temperaturen dort gewöhnlich auf durchschnittlich auf 15 Grad. Die aktuelle Hitzewelle ist nicht nur eine Katastrophe für den Permafrostboden des hohen Nordens, einem der Kippelementen des Weltklimas – sondern auch für die borealen Wälder der Taiga, für das größte zusammenhängende Waldgebiet der Welt.

Auch wenn die aktuelle Hitzewelle in Sibirien traurige Rekorde brachte, neu sind die fatalen Waldbrände im hohen Norden nicht. Bereits 2019 vernichteten Waldbrände allein in Sibirien eine Fläche von drei Mio. Hektar Land. Und 2018 standen weite Teile der skandinavischen Wälder in Flammen – nachdem die Temperaturen dort zehn Grad über dem üblichen Durchschnitt lagen. Die dramatischen Folgen des Klimawandels werden immer klarer sichtbar.

Waldzustandsbericht schlägt Alarm

Im Vergleich dazu – und im Vergleich zu den katastrophalen Waldbränden in Portugal 2017, in Kalifornien 2018, oder Australien 2019/20 – scheint die Situation der Wälder in Mitteleuropa, in Deutschland, in Bayern noch relativ gut zu sein. Von vergleichbaren Waldbrandkatastrophen blieben unsere Wälder bislang verschont.

Dennoch: auch hierzulande ist der Wald in massiver Gefahr. Laut Waldzustandsbericht zeigt nach den massiven Dürren der Jahre 2018 und 2019 nur ein Fünftel aller Bäume keine Schäden durch die Trockenheit und den damit verbundenen Folgen.

Seit Beginn der regelmäßigen Waldzustandsberichte im Jahr 1984 haben die Experten noch nie ein so negatives Ergebnis vorgelegt. Eine der Hauptursachen für den schlechten Zustand der deutschen Wälder ist das Klima: Weil es sowohl 2018 als auch 2019 viel zu trocken und warm war, leiden die Bäume an Wassermangel. Das schränkt ihr Wachstum ein, fördert Waldbrände und macht sie Schädlingen gegenüber anfälliger. Und auch wenn es in den letzten Wochen – glücklicherweise – deutlich mehr geregnet hat als im Vorjahreszeitraum, sind die Zahlen zum Grundwasserstand und zur Bodenfeuchte weiterhin alarmierend. Weite Teile Deutschlands, darunter nahezu der gesamte Freistaat Bayern, und der größte Teil unserer östlichen Nachbarn sind nach wie vor von Trockenheit in tieferen Bodenschichten betroffen – mit dauerhaft fatalen Konsequenzen für den Wald.

Eine Gefahr für Flora und Fauna, aber auch eine erhebliche wirtschaftliche Gefahr, denn Wald ist auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Bayern, in der Holzwirtschaft, im Tourismus. Von den rund 145.900 Forstbetriebe in Deutschland findet sich knapp die Hälfte davon in Bayern.

Dringender Handlungsbedarf bei Klima- und Waldschutz

Beim Wald besteht akuter Handlungsbedarf. Deshalb ist es gut, dass die Bayerischen Grünen auf dem kleinen Parteitag am 11. Juli einen Leitantrag zum Thema Wald diskutieren, der zahlreiche Maßnahmen zum Waldumbau und Waldschutz vorsieht. Zu den vorgeschlagenen Maßnahmen gehört u.a. die Förderung der Pflanzung von Mischbaumarten zum Waldumbau, der Ausbau der Beratungsangebote für Waldbesitzer*innen durch Einstellung von 50 Förster*innen pro Jahr, mehr Beratungsangebote zur bodenschonenden Bewirtschaftung des Waldes oder der Erhalt der Bannwälder Bayerns.

 

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