Am Freitag habe ich meine Tourismus-Tour in Starnberg fortgesetzt. Bei einem Runden Tisch zum Thema nachhaltiger Tourismus und einer Ortsbegehung am Starnberger See habe ich mich mit den Verantwortlichen vor Ort aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Naturschutz über erfolgreiche Konzepte, spannende Pilotprojekte und aktuelle Herausforderungen ausgetauscht.
Die Tourismusregion Starnberg setzt bereits seit 2014 primär auf Nachhaltigkeit und naturnahen Tourismus als Markenkern. Die Entwicklung des Tourismuskonzepts geschah unter engem Einbezug der Naturschutz-Verbände und konnte so nachhaltigen Erfolg erzielen. In Starnberg wurde etwa ein breites Angebot an Naturführungen entwickelt, die Beschilderung von Wander- und Radfahrwegen deutlich verbessert und Natur-Guides eingestellt, die Besucher*innen die Verhaltensregeln in der Natur näher bringen. Dabei wird besonders auf den Vogelschutz geachtet, denn die beiden großen Seen der Region sind wichtige Rast- und Überwinterungsorte.
Die größten Herausforderungen in Starnberg sind das Management der vielen Tagestourist*innen, die Überlastung durch den Autoverkehr und der Mangel an bezahlbaren Wohnungen für die Beschäftigten in der Tourismusbranche.
- Um die Ströme der Tourist*innen effektiver von den Hotspots direkt am See wegzulenken, wurden neue Spaziergangrouten entwickelt. So gibt es etwa einen Audiospaziergang „Auf den Spuren des ‚Märchenkönigs‘ Ludwig II.“, der Tourist*innen auch an weniger besuchte Orte führte. Diese Touren wurden während der Corona-Pandemie von den Mitarbeiter*innen der Tourismusinformationen konzipiert, wodurch Kurzarbeit vermieden werden konnte.
- Ein wichtiges Projekt ist die Neugestaltung des Bahnhofs am See mit der mehr Platz für Grünflächen und eine ansprechende Promenade geschaffen werden soll. Durch eine schnellere Taktung der S-Bahn erhofft sich Starnberg weniger Autoverkehr, der zu Stau und Parkplatzmangel führt. Hier werden auch die Chancen der Digitalisierung genutzt: Tagestourist*innen sollen künftig online aktuelle Informationen über die Parkplatzsituation in Starnberg einsehen können und so zum Umstieg auf den ÖPNV ermuntert werden.
- Wie überall in Deutschland herrscht auch in Starnberg ein Arbeitskräftemangel. Dieser wird hier jedoch durch die Knappheit an bezahlbarem Wohnraum für die Beschäftigten verschärft. Neu gebaute Hotelanlagen sollten daher unbedingt auch Wohnungen für Mitarbeiter*innen enthalten. Außerdem verhindert die Stellplatzverordnung oftmals eine Nachverdichtung im Stadtkern, da die vorgeschriebene Anzahl an Stellplätzen nicht garantiert werden kann. Ein weiterer Grund für die Mobilitätswende!