Lösungsansätze in Zeiten der Energiekrise

Veröffentlicht am 26. September 2022

Burghausen. Das Publikum im voll besetzen Bürgersaal war absolut konzentriert und interessiert am Donnerstagabend. Der Kreisvorstand Altötting der Grünen, Peter Aldozo, begrüßte die anwesende Politprominenz. Auf der Bühne hatten bereits der energiepolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Bundestag, MdB Dieter Janecek, der Werksleiter der Wacker Chemie AG Burghausen Dr. Peter von Zumbusch und Pascal Lang, der Geschäftsführer der EnergieGenossenschaft Inn-Salzach (EGIS) Platz genommen. Als Moderator fungierte der Bezirksleiter der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie Altötting Markus Hautmann.

Er sagte, er habe das Stichwort Energie gegoogelt und erfahren, dass der Begriff aus dem Griechischen kommt. Die älteste Energiequelle ist die Sonne. Das Thema des energiepolitischen Dialogs war „Energie – ein kostbares Gut“. Die Diskussion verlief mit Respekt, Interesse und Empathie. Der Chemiestandort Burghausen ist einer der bedeutendsten Chemieregionen Europas. Wacker unterhält in Burghausen seinen weltweit größten Sitz und stellt unter anderem Polysilicium für die Photovoltaik her. Dieser Rohstoff ist unerlässlich für die zukunftsträchtigen erneuerbaren Energien. Der gebürtige Münchner Dr. Peter von Zumbusch, der seit 27 Jahren im Konzern tätig ist, legte dar, dass Wacker bis 2030 seinen CO2-Ausstoß um 50 Prozent reduzieren will. Im Jahre 2045 wolle das Unternehmen klimaneutral produzieren und Strom nachhaltig erzeugen. Einen intensiven Diskurs in den nächsten Jahren findet Dr. von Zumbusch extrem wichtig, damit es zu keiner Spaltung der Gesellschaft durch die Energiekrise komme. Seit 1870 stiegen die Temperaturen weltweit, diese Entwicklung müsse gebremst werden. Kein Geschäftsmodell könne sonst langfristig bestehen. Die Wasserkraft als Energieerzeuger reiche schon lange nicht mehr. Die Atomkraftwerke seien keine zuverlässigen und konkurrenzfähigen Energieversorger mehr. Dieses Jahr habe in Frankreich beobachtet werden können, dass Flüsse nicht genug Wasser führten, um die Reaktoren zu kühlen. Die Firma Wacker setze deshalb auf grünen Wasserstoff. Eine Elektrolyseanlage könnte mit einer Leistung von 20 Megawatt aus Wasser, mit Hilfe von Strom aus erneuerbaren Quellen, Wasserstoff produzieren. Dieser wird mit Kohlenstoffdioxid zu Methanol weiter verarbeitet. Jedoch müsse zusätzlich eine Infrastruktur entstehen, um nachhaltige Energie aus dem Ausland zu beschaffen.


Pascal Lang war jahrelang Energie- und Klimaschutzbeauftragter des Landkreises Altötting. Er ist wie alle Diskussionsteilnehmer der Meinung, dass die Bürger bei der Energiewende mitgenommen werden müssen. Die EGIS habe sich 2012 nach der Nuklearkatastrophe in Fukushima gegründet und bereits 1600 Mitglieder, 60 davon aus Burghausen. Diese profitierten von den Gewinnen durch den nachhaltig erzeugten Strom durch Photovoltaik. Weitere Projekte seien E-Mobilität, Bürgersolarparks, Dachsolaranlagen und ein Wasserrad. Vorteile der Projekte seien außer dem Ansatz einer ganzheitlichen Energiewende die 100-prozentig regionale Wertschöpfung. Das Geld bleibe in der Region.


Dieter Janecek stellte dar, dass die Windkraft effektiver als Solarenergie sei. Ein Problem seien die fehlenden Stromtrassen, aber auch der russische Angriffskrieg in der Ukraine. In Kiew werde die Heiztemperatur im Winter bei 12 Grad stehen, das Wirtschaftswachstum sei um 30/40 Prozent gesunken. In Deutschland sollten die Energiepreise durch ein Eingreifen in den Markt reduziert werden – für alle Betroffene, auch für Betriebe und Stadtwerke. Die Gasspeicher seien voll „und das ist ein gutes Signal, da zukünftig nicht für jeden Preis eingekauft werden muss“. Jedoch würden nicht alle Sozialeffekte aufgefangen werden können. Sehr wichtig findet Janecek, die Standorte der Chemieparks zu erhalten und Wasserstoff zu produzieren. Peter von Zumbusch merkte an, dass der Campus Burghausen und die Uni München bereits forschen. Eine Firma könne nur Forschungsprojekte durchführen, die von der Energiegewinnung her effizient sind. Deutschland sei das Herz der Chemie in der Europäischen Union, meinte Moderator Markus Hautmann.
Im Anschluss kam das Publikum zu Wort. Eine Frage war, was Wacker unternimmt, um Energie zu sparen. Das Unternehmen sei sehr am Aufbau von Windkraft im Staatsforst Altötting interessiert. Strom werde in der Chemieindustrie benötigt. Dr. von Zumbusch versprach, dass die Industrie bereit sei, langfristige Verträge zu schließen und Technologien zur Verfügung zu stellen, um den Strom sofort in die Werke zu leiten. Die Bereitschaft in der Politik und der Bevölkerung sei hoch, der Einzige, mit dem man nicht gut verhandeln kann, sei der Wind. Leider seien die Förderrichtlinien sehr kompliziert, sonst könnte Wacker die Stadt Burghausen mit Fernwärme versorgen. Das Publikum und alle Diskussionspartner waren sich einig, dass die Erzeugung nachhaltiger Energie eine gemeinschaftliche Gesellschaftsaufgabe sei. − sim