Warum wir Social Entrepreneurships besser fördern müssen
Man stelle sich vor, es gäbe eine Möglichkeit, Brustkrebs so früh zu erkennen, dass er noch gut behandelbar ist. Menschenleben könnten gerettet, Leiden erspart werden. Was nach Wunsch klingt, könnte längst flächendeckend Wirklichkeit sein. Discovering Hands, eines der Sozialunternehmen, das jüngst in einer Studie von Ashoka und McKinsey vorgestellt wurde, kann die Diagnosegenauigkeit erhöhen. Die Autor*innen der Studie stellen fest:
“Allein eine bundesweite Einführung der Brustkrebsfrüherkennung nach dem Modell von Discovering Hands würde nicht nur viele Leben retten – unsere Volkswirtschaft könnte auch einen positiven Effekt von 80 bis 160 Millionen Euro jährlich erzielen, unter anderem durch geringere Behandlungs- und Folgekosten.”
Ganz ähnlich sieht es bei den weiteren vorgestellten Unternehmen aus. Sie alle eint, dass sie gewaltiges Potenzial für unsere Gesellschaft entfalten könnten – und politisch nicht genug gefördert werden. Mich wundert das, denn Sozialunternehmen sind alles andere als eine Nischensparte: Social Startups machen inzwischen 38 Prozent der deutschen Gründerlandschaft aus, Ashoka und McKinsey schätzen das finanzielle Potenzial von Sozialunternehmen auf 18 Mrd. Euro pro Jahr.
Social Entrepreneurships besser fördern!
Die Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag vollmundig eine bessere Förderung von Social Entrepreneurship angekündigt. Statt einer umfassenden Strategie und einer Bearbeitung der dringendsten Probleme bei der Gründung von Social Startups hat die Bundesregierung nur ein Klein-Klein aus Einzelmaßnahmen umgesetzt. (Mehr dazu in der Antwort auf meine Kleine Anfrage „Social Entrepreneurs als Akteure der ökologischen und sozialen Modernisierung der Wirtschaft stärken“, Drucksache 19/6844) Kein Wunder also, dass Sozialunternehmer*innen Deutschland nur eine 4,6 als „Schulnote“ für die Politik zur Förderung von Social Entrepreneurship und eine 4,4 für den Gründungsstandort geben (Quelle: Deutscher Social Entrepreneurship Monitor 2018).
Mit unserem Antrag “Strategische Förderung und Unterstützung von Social Entrepreneurship in
Deutschland”, Drucksache 19/8567 will die Grüne Bundestagsfraktion da so nicht länger stehen lassen. Wir fordern zum Beispiel:
- eine sozialen Innovationsstrategie, die die bisherigen und
zukünftigen Fördermaßnahmen für Sozialunternehmen in Deutschland
zusammenfasst und überprüfbar aufzeigt, inwiefern die Bundesregierung
Social Entrepreneurship fördern und unterstützen wird, analog zu den
vierzehn Ländern innerhalb Europas, die eine vergleichbare Strategie bereits ausgearbeitet haben; - zielgruppenspezifische Finanzierungsinstrumente für Sozialunternehmen zu entwickeln, dazu die Programme der klassischen Gründungs- und Innovationsfinanzierung auszuweiten und zu prüfen, inwiefern eigene Finanzierungsinstrumente für die speziellen Anforderungen von auf gesellschaftlichen Mehrwert ausgerichteten Startups nötig sind;
- ähnlich zum High Tech Gründerfonds einen Matching-Fonds für Social Impact Investing , bei dem UnternehmensgründerInnen eine einfache Möglichkeit haben ihre Ideen vor potenziellen Investoren zu präsentieren;
- den Gründungszuschuss der Arbeitsagenturen nicht allein nach wirtschaftlichem Gewinn, sondern auch von Kriterien erfolgreicher Social Startups abhängig zu machen und den Vermittlungsvorrang zu überprüfen, damit qualifizierten Fachkräften die Anlaufphase auch zur Gründung oder Übernahme eines Sozialunternehmens erleichtert wird;
Es wäre ein großer Fehler, wenn wir das Potenzial von Sozialunternehmen nicht wahrnehmen würden. Ich hoffe, dass der Antrag ein bisschen Schwung in die politische Debatte bringt und die Bundesregierung an ihre Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag erinnert wird. Um den ökologischen und sozialen Herausforderung der Zukunft gerecht werden zu können, muss die Bundesregierung das Potenzial von Sozialunternehmen erkennen und entsprechende politische Rahmenbedingungen setzen.