Der Investitionsstau bei der Bahn ist gewaltig. Das hat Gründe. Das CSU-geführte Bundesverkehrsministerium hat die Bahn jahrelang kaputt gespart. Pro Kopf geben die Niederlande oder Dänemark rund doppelt so viel für die Schiene aus, in Österreich und der Schweiz sind die Investitionen umgerechnet mehr als drei Mal so hoch wie hierzulande. Selbst Italien investiert mehr als Deutschland (Quelle: Allianz pro Schiene).
Das rächt sich, bei der Pünktlichkeit wie der Sicherheit. So gibt es in Deutschland noch 53 eingleisige Streckabschnitte ohne technisch realisierten Folgen- und Gefahrenschutz – sprich Strecken, auf denen unfreiwillige Begegnungen von Zügen technisch nicht verhindert werden können. Anfang des Jahres konnte eine Zugkollision auf Außerfernbahn zwischen Garmisch und Reutte in Tirol nur in letzter Minute abgewendet werden, dank der geistesgegenwärtigen Reaktion eines Lokführers, der eine Schnellbremsung einleitete.
Der Zwischenbericht der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung vom 22.06.2020 legte die gravierenden technischen Mängel offen – die Bahn hielt sich aber äußerst bedeckt, welche Strecken genau betroffen sind. Eine Anfrage an die Bundesregierung, über die auch in der Presse berichtet wurde, ergab, dass in Bayern noch eine weitere Strecke technisch vorsintflutlich ausgebaut ist, die Fuchstalbahn von Landsberg nach Schongau. Eine Strecke, auf der gegenwärtig nur Güterverkehr stattfindet, für deren Reaktivierung für den Personenverkehr aber viele Menschen in der Region kämpfen. Dabei wäre eine Reaktivierung stillgelegter oder nicht mehr im Personenverkehr bedienter Strecken für die Verkehrswende in Deutschland immens wichtig. Mehr als drei Millionen Menschen zusätzlich hätten deutschlandweit Zugang zur Bahn, wenn stillgelegte Strecken reaktiviert würden.